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Kaufläden-Ausstellung:

Darf's ein bisschen mehr sein?

Vom Tante-Emma-Laden zum Supermarkt

Spielzeug-Kaufläden der Nachkriegszeit aus der Bundesrepublik Deutschland und der DDR als Spiegel von Einkaufskultur, Konsumverhalten und Produktdesign.

 


Bisherige Stationen:

13.3. - 30.8.2009 Grafschafter Museum Moers
11.7. -   6.9.2015  Museum Petersberg  / Saalekreis

"Konsum im Kinderzimmer" 11.10.2015 - 28.2.2016 Kreismuseum Prinzeßhof Itzehoe

Weitere Ausleih-Anfragen sind willkommen! KONTAKT

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Informationen zur Spielzeugausstellung:

Spielzeug-Kaufmannsläden aus der DDR und der Bundesrepublik ermöglichen eine ebenso interessante wie unterhaltsame Zeitreise in die jüngere deutsche Vergangenheit. Sie beginnt in den Mangeljahren der Nachkriegszeit, in welcher Ersatzprodukte wie Getreide-Kaffee nicht nur den realen Konsum-Alltag prägen, sondern in spielgerecht verkleinerter Form auch in den damaligen Kinderkaufläden zu finden sind. Bald schon erreichen viele Waren aber wieder „Friedensqualität“ und in der Bundesrepublik ist für Ludwig Erhard, den Vater des Wirtschaftswunders, der Umstand, dass „Persil wieder da“ ist, gar ein Beleg, dass nun endgültig Frieden eingekehrt ist. Während in den Kinder-Kaufläden aus Deutschland-West ein breites Spektrum bekannter Markenprodukte und Luxusartikel zu entdecken ist, sind in den Kaufmannsläden aus Deutschland-Ost überwiegend Waren zu finden, die der Grundversorgung der Menschen dienen. Da viele in der DDR hergestellte Spielzeuge in den Export gingen, findet man aber auch in einer Art vorweggenommener Wiedervereinigung Ost-Läden, die mit West-Erzeugnissen gefüllt wurden.

Doch nicht nur die Vielfalt der seinerzeitigen Warenwelt oder Modernisierungen des Verpackungsdesigns lassen sich im Miniaturformat anschaulich nachvollziehen, sondern auch die Entwicklung vom Tante-Emma-Laden hin zum Supermarkt.

Interessantes Detail am Rande: In der DDR war und ist der Begriff „Kaufmannsladen“ für Spielzeuge dieser Art geläufig, in der Bundesrepublik werden sie überwiegend „Kaufladen“ genannt.

 


                                                                                             Maße 57 x 34,5 x 29 cm                           (K50/0/1)

Sehr aussagekräftiger Kaufladen einfachster Bauart aus den Nachkriegsjahren. Gefertigt wurde er aus Kistenbrettern, das rückwärtige Verkaufsregal steht auf ausrangierten Garnrollen und zur Beschriftung der Schübe dienten die unbedruckten Randstücke alter Briefmarkenbögen. Da die Versorgungslage in Deutschland über weite Strecken sehr schlecht war und es einige Rohstoffe so gut wie gar nicht mehr gab, sind innerhalb des Sortiments viele "Ersatzprodukte" wie Getreide-Kaffee oder "Götterspeise ohne Zucker" zu entdecken, die den deutschen Konsum-Alltag bestimmten. Insgesamt war die Auswahl in diesem Kinderkaufladen sicher vielfältiger als in der Realität.

 

 

 


Ausführlich beschrieben habe ich die Entwicklung vom Nachkriegsmangel bis hin zum Wirtschaftswunder-Überfluss im Spiegel von Spiel-Kaufläden in einem Artikel im "Trödler & Sammler Journal" 2/2005, einen Aufsatz speziell über Kinderkaufladen-Miniaturen gab's im Sammlermagazin Trödler 3/07, beide Hefte sind noch beim Verlag erhältlich INFO

 

                                                                                          Maße: 59 x 34 x 75 cm               (K50/0/2)

Im Jahr 1937 vom Vater der ursprünglichen Besitzerin Anita selbstgebauter Kaufladen. Der noch vorhandene Restbestand der Bestückung wurde zeittypisch ergänzt. Sehr aussagekräftig ist eine original dazugehörige Zigarrenkiste mit ehemals regulären Zahlungsmitteln, die nach ihrer Entwertung als Spielgeld dienten. Der Inhalt reicht von historischen Dollarnoten über Münzen der 20er bis 40er Jahre bis hin zu alten Lebensmittelkarten - letztere in den Nachkriegsjahren von unschätzbarem Wert. Nachdem sich die Lage 1948 mit der Währungsreform in vielen Bereichen entspannte, konnte die Zwangsbewirtschaftung mit Lebensmittelkarten nach und nach abgeschafft werden, sodass die hier zu sehenden Exemplare als eindrucksvolles Zeitzeugnis in diesem Kaufladen landeten.

Ganz herzlich bedanke ich mich Anita, die ihre Erinnerungen zum Kaufladen in liebenswerter Märchenform niederschrieb: "Es war einmal in vergangenen Jahren ein kleines Mädchen, nennen wir es Anita. Sie hätte so gerne einen Kaufladen gehabt, aber woher einen bekommen? Verkäuferin wollte sie damals unbedingt werden. Das Weihnachtsfest war nicht mehr allzu weit entfernt. So sagte ihr Vater damals zu seiner Ehefrau: "Ich versuch' mich mal und bastele einen. Zeit habe ich ja mehr als genug." Er war zur damaligen Zeit ohne Arbeit. So stieg er jeden Tag in den Keller hinab und begann sein Werk. Es wurde viel geleimt, geschraubt und auch gehämmert. Das kleine Kind stand oft dabei und schaute gespannt zu, was da wohl gemacht werden sollte? Sie überlegte jeden Tag fieberhaft, aber sie kam einfach nicht darauf. Später durfte sie auch nicht mehr mit in den Keller kommen, denn es sollte ja eine Überraschung zu Weihnachten werden. Der Kaufladen nahm so langsam seine vollständigen Formen an und bekam später noch einen schönen Anstrich. Das Weihnachtsfest war nun endlich da, das lange Warten hatte ein Ende genommen! War das eine große Freude bei dem kleinen Mädchen! Unter dem geschmückten Tannenbaum stand mit allem Drum und Daran ein Kaufladen! Das Mädchen klatschte in ihre Händchen und die Freude nahm kein Ende."

 

 

 

 

 


"Weihnachten den 24.12.43 zum Andenken"

 


                                                                                                                                                                                       Maße: 43 x 14 x 40 cm (K50/0/3)

Wohl ein Kaufladen aus den 1920/30er Jahren, der den Krieg überlebt hat und in den späten 40er / frühen 50er Jahren bespielt wurde, da das "Kindergeld" die ab 1949 in Deutschland-West von der "Bank Deutscher Länder" herausgegebenen Geldscheine zum Vorbild hat und der "Geobra"-Papierabroller mit "Made in US-Zone" gemarkt ist. Schokoladenzigaretten sowie eine Spielschachtel (!) "Leichter Shag" weisen auf eine Raucherfamilie hin;-)

                     
   

 

Im Kinder-Kaufladen wird die Ware sortiert

 

Kundschaft! (Um 1960)

 


 

Die Nachkriegsjahre

Nach jahrelangen Entbehrungen bedeutet das Ende des Zweiten Weltkriegs nicht etwa, dass es den Menschen im von den Siegermächten besetzten Deutschland schlagartig wieder besser geht. Es fehlt an vielem und insbesondere an Nahrungsmitteln. Zwar lindert eine gute Ernte im Jahr 1946 die Not etwas, doch der darauf folgende lange und strenge Winter entwickelt sich zu einem regelrechten „Hungerwinter“. Die wenigen zur Verfügung stehenden Lebensmittel sind rationiert und werden über Lebensmittelkarten verteilt. Wer noch Sachwerte besitzt, versucht diese auf dem Schwarzmarkt gegen Essbares einzutauschen. - Während sich 1948 die Lage in den westlichen Besatzungszonen dank des von den Amerikanern gestarteten Wiederaufbauprogramms „Marshallplan“ und der Währungsreform mit Einführung der DM allmählich wieder zu entspannen beginnt, geht es in der Sowjetischen Beatzungszone deutlich langsamer aufwärts. Die Sowjetunion fordert vielfältige Reparationsleistungen ein, was die Aufbauarbeit spürbar erschwert.

In den Spielzeugkaufläden sind etliche Zeugnisse der Nachkriegszeit zu entdecken, die sowohl den Mangel als auch die Fortschritte dokumentieren, so zum Beispiel Miniaturschachteln mit „Götterspeise ohne Zucker“, „Korn Kaffee“ oder aber eine Fleischsuppe, die bereits wieder in „Friedensqualität“ produziert wird. Auch Lebensmittelmarken, die nach Ende der Zwangsbewirtschaftung nicht mehr benötigt wurden, werden zum Spielen genutzt.

 

Kaufladen "Konsum", frühe 50er Jahre, Hersteller wohl E. Emil Schubert, DDR. Vorhandene Restbestückung (BRD) zeittypisch ergänzt, in den Fächern des Mittelstücks befanden sich ursprünglich einmal Schubladen. Maße 49 x 17 x 37,5 cm

 

Im Kaufladen gefunden: "Bitte eine BZ-Zeitung zu 10 Pfennige am und vom Sonnabend mir heute mitbringen."

 

 


   

Fewa - Kaufladenschachtel

 

Fewa - "Da bin ich wieder!", Werbung (1948)

 

                                       

"Weihnachten 1948 - Die Schaufenster füllen sich." - Seite aus einem privaten Fotoalbum

 

Einkaufsbummel in Iserlohn (1948)

 

Vor einem Schaufenster des Kaufhaus Althoff (1948)

 


 

Kaufladen um 1954, Hersteller E. Emil Schubert, Fabrik feinster Holzspielwaren, Grünhainichen/Erzgebirge, Maße: 46 x 16 x 34 cm

 


                   

 Um 1950    Um 1955

 

Isolde hat zu Weihnachten einen selbstgebastelten "Delikatessen"-Kaufladen geschenkt bekommen (1930er Jahre)

 

               

Weihnachten 1952

  1930er Jahre

 


Kleiner Kaufladen um 1950, noch ganz im Stil der 30er Jahre, Maße: 48 x 18,5 x 28 cm   

 

 

 


 

Vom Tante-Emma-Laden zum Supermarkt

 

 

...und wieder einmal ist die Miniaturwelt ein Spiegel der Realität: auch die Entwicklung vom "Tante Emma"- zum Selbstbedienungsladen ist lückenlos dokumentiert. Allerdings ist der an dieser Stelle gezeigte Kaufmannsladen aufgrund mangelnder Stellmöglichkeiten für "Waren" eher ein (ausgesprochen reizvolles) Design-Objekt denn brauchbares Spielzeug. Hersteller: VEB Seiffener Spielwaren/DDR,  Maße: 51 x 31,5 x 22 cm. - Mehr Selbstbedienungsläden / Spiel-Supermärkte im weiteren Verlauf dieser Seiten.                   (K50/0/8)

 


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