Eine verbesserte / erweiterte Fassung der "Fernsehspiele" ist HIER zu finden:
http://www.wirtschaftswundermuseum.de/fernsehen-50er-jahre.html
Zu einem wichtigen Fixpunkt am Vorabend wird auch der Auftritt des Sandmännchens, das die Kinder ab 1962 regelmäßig ins Bett schickt und auch schon einige Zeit vorher sporadisch in Probesendungen zu sehen ist. Vielerorts hört man in diesem Zusammenhang von einer Konkurrenz und einem regelrechten Wettlauf mit dem Sendestart des Sandmännchens des Deutschen Fernsehfunks der DDR. Ob entsprechende Berichte jedoch der Realität entsprechen oder Legende sind, lässt sich im Nachhinein wohl nicht mehr zweifelsfrei feststellen. Sicherlich aber war das Sandmännchen-West durchaus nicht so farblos und dem Ost-Pendant unterlegen, wie es heute im nachhinein oftmals zu lesen ist, sondern hatte neben einer sehr gefälligen Erkennungsmelodie auch durchaus ansprechende Gutenachtgeschichten zu bieten, so zum Beispiel von den Schweinen Piggeldy und Frederick, von Beppo und Pepi, Bulli und Bienchen oder die von der Augsburger Puppenkiste produzierte Episoden „Hilde, Teddy, Puppi“ mit der Fernsehansagerin Hilde Nocker.
Doch zurück zur regulären Kinderstunde am Nachmittag: Neben Serien wie Astrid Lindgrens „Kinder aus Bullerbü“ und „Nickis Abenteuer im Spielzeugland“nach einer Vorlage von Enid Blyton finden sich Anfang der 60er Jahre Sendungen in Stil von „Basteln, Musizieren und Tanzen“ mit Irene Koss oder Erika Sauckes „Erzählen, Spielen, Basteln“,in welchen beispielsweise „Clown Nuk eine Clownmaskierung und –verkleidung herstellt“ oder „Apfel und Birne im Mittelpunkt von Erzählungen, Liedern und appetitlichen Basteleien“ stehen.
Mittwochs moderiert Klaus Havenstein seine Sendung „Sport, Spiel, Spannung“, innerhalb welcher er ein Sportthema vorstellt, das Schülerquiz „Zwei aus einer Klasse“ leitet und abschließend einen zumeist lustigen Kurzfilm wie beispielsweise „Die kleinen Strolche“ zeigt.
Im Puppenspielbereich bietet zu dieser Zeit die neu entwickelte Magnetische Bildaufzeichnung den Beteiligten bislang ungeahnte Möglichkeiten, da sie nun die Aufführungen kostengünstig aufzeichnen und dadurch nachbearbeiten können. Weil Fehler einfach herausgeschnitten werden können, fällt der Druck der Live-Übertragung weg und es bieten sich Gelegenheiten zum Experimentieren. Eine der hieraus entstehenden Entwicklungen ist, dass 1964 in „Kasperle und René“ erstmals ein Mensch und eine Puppe gemeinsam vor der Kamera agieren.
Der Studioaufbau ist so angeordnet, dass im Hintergrund zwar noch ein Kasperltheater zu sehen ist, sich der Puppenspieler aber hinter einer geschickt ins Studio integrierten Spielleiste verbergen kann. So hat es den Anschein, als führten Kasper und René, letzterer verkörpert vom Schauspieler Peter René Körner, eine lockere und spontane Unterhaltung, an der sich gelegentlich auch noch „die Großmutter“ und „Hund Wuschel“ beteiligen. Spieltechnisch bereits einen Schritt weiter fortgeschritten ist die NDR-Produktion Stoffel und Wolfgang, bei der das Studio auf dem Bildschirm den Eindruck eines normalen Wohnraumes erweckt. Die Rollen sind klar verteilt: Der Mensch in Person von Wolfgang Buresch verkörpert die Welt der Erwachsenen, die Puppe Stoffel ist Stellvertreter der Kinder. Aber, so erläutert der Begleittext einer entsprechenden Hörspiel – LP, „das Verhältnis zwischen Groß und Klein ist bei Wolfgang und Stoffel kein Über- und Unterlegenheits-Verhältnis. Der Große bestimmt zwar und ordnet an, aber auch der Kleine weiß seine Forderungen durchzusetzen. Die Schwächen des Großen, z.B. Neugier und Ungeduld, werden ebenso gezeigt wie die des Kleinen. Dabei ist Wolfgangs Verhalten zugleich ein guter Anschauungsunterricht für Eltern über den Ton im Umgang mit Kindern.“ Kein Wunder also, dass Stoffel und Wolfgang insbesondere von Pädagogen hoch gelobt wird. Später bezeichnet Buresch diese Produktion als „heimliches Kleinkinderprogramm“, da es offizielle Sendungen für die unter sechs jährigen erst wieder ab 1971 geben sollte.
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