DDR-Spielzeug
In der DDR produziertes Spielzeug ist ebenfalls in verschiedenen anderen Rubriken des virtuellen Museums zu finden. Zum einen fand sehr viel in der DDR hergestelltes Spielzeug als willkommener Devisenbringer seinen Weg auch ins "kapitalistische Ausland", sodass sich's eh vermischt hat, zum anderen wird ein Mädchen in der Bundesrepublik seiner Puppe auf ihrem Spielzeugherd genau so ein "Süppchen" gekocht haben, wie in der DDR. Auf diesen Seiten finden sich deshalb überwiegend Spielzeuge, die es in dieser Form nur im "Arbeiter- und Bauernstaat" gegeben hat.
Interessant ist sicherlich, in welch starkem Maße sich die Ideologien der verschiedenen Systeme in den Kinderzimmern wieder finden. Auffällig im kapitalistischen Westen ist zum Beispiel die Präsenz vieler bekannter Firmen im Spielwarenbereich, sei es in Form einer großen Vielfalt von Kaufladenschachteln der bekannten Markenhersteller oder von Autos oder Eisenbahnen mit entsprechenden Werbeaufdrucken. Im Osten dagegen wurde verstärkt Wert auf die Vermittlung politischer Inhalte gelegt, wie im Extrem die nachfolgenden Kinderpost dokumentiert, deren Stempel statt der kindgerechten Abbildung von Blumen oder Teddys an den "Tag der Nationalen Volksarmee" erinnert und davon zeugt, wie früh und wie direkt Kinder in der DDR mit politischer Propaganda konfrontiert wurden. Im Folgenden also nun einige typische DDR-Spielzeuge - Falls jemand seine ganz persönlichen Erinnerungen dazu beitragen möchte, freue ich mich über eine entsprechende EMAIL.
GESUCHT: Für eine geplante Ausstellung zum Thema "Gesellschaftsspiele" bin ich auf der Suche nach selbstgebastelten / nachgemachten / kopierten Spielen aus der DDR, die Spiele aus dem Westen zum Vorbild hatten. Angebote bitte an kontakt@puppenhausmuseum.de
Ausleihbare Wanderausstellung zum Thema "DDR-Spielzeug":
Deutsch-deutsche Spielzeugwelten
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Aussagekräftiges DDR-Spielzeug: Annaberger Puzzle mit 500 Teilen: "Sandmann im Palast der Republik" (der ja inzwischen leider wegen des unsäglichen Projektes "Stadtschloss" abgerissen wurde. Fast so, als hätte es die DDR nie gegeben...) |
Lang gesucht...
...und nun endlich Bestandteil der Sammlung: Der extrem rare Palast der Republik - Baukasten von FORMO (VEB Gothaer Kunststoffverarbeitung), lt. Aufbauanleitung aus dem Jahr 1977. Gab es wohl im Souvenirshop des "echten" Palastes zu kaufen. So gelungen sowohl im Bezug auf das Design als auch auf den Spielwert viele DDR - Spielzeuge daherkommen: Dieses hier kann bezüglich letztgenanntem weniger überzeugen. Die einzelnen Teile halten teilweise schlecht zusammen, andere wiederum sind unglaublich schwer zusammenzufügen, weil das dafür verwendete Plast viel zu hart ist und auch die Passgenauigkeit viele Wünsche offen lässt. Als meine Fingerkuppen kurz vorm Bluten waren, habe ich mir schließlich einen kleinen Hammer zu Hilfe genommen... Ich frage mich, ob das Material im Laufe der Zeit so ausgehärtet ist oder ob das schon damals so war. Falls jemand bereits zu DDR-Zeiten damit gespielt hat, würde ich mich über einen Erfahrungsbericht freuen! KONTAKT (Herzlichen Dank an Silvio für folgende Reaktion: "Das war normal dass die Teile schwer zusammen gingen, deswegen waren wohl auch mehr drin, so als Ausgleich für Teile, die gar nicht passten" - Inge schickte mir folgendes: "Mit den Formo-Bausteinen habe ich bereits Anfang der 60er gespielt. Bin Jahrgang 1956. Bevor der Betrieb VEB wurde, war mein Onkel Werner Wind der Inhaber der Firma, wurde dann erst halbstaatlich, bevor der Betrieb dann ganz in das "Eigentum des Volkes" zwangsweise übergegangen ist. Mir hatte er die Bausteine "säckeweise" mitgebracht. Für seinen Stand auf der Leipziger Messe habe ich dann Modelle gebaut. Er hat mich auch mal mitgenommen und dann habe ich dort so eine Art Vorführung gemacht. Schwierig waren sie schon zusammenzustecken, vor allem die roten Dachziegel auf die Holzstäbchen. Die Fenster waren alle blau und die Steine gelb, jedenfalls als ich damit gebaut hatte. Die Grundplatten waren grün. Aber ich fand die Dinger toll und habe auch unglaublich viele Stunden damit verbracht. - Vielleicht war das auch der Grundstein für meine Berufsentscheidung geworden, habe Architektur und Bauwesen studiert."). Maße des fertig gebauten PdR-Modells: 38 x 15,5 x 9,5 cm. - Zu guter Letzt vielen Dank an Henrik aus Aarhus in Dänemark, der mir auf eine entsprechende Anfrage in meiner "gesucht"-Rubrik hin per Email den entscheidenden Tipp gab, wo der Baukasten zu finden war: Nämlich stilecht in einem Laden in Berlin an der Karl-Marx-Allee!
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Die Originalverpackungen des "Palast der Republik" - Baukastens. Die oben gezeigte Schachtel (47 x 25 x 10cm) beinhaltet noch etliche weitere Bausteine, für den Bau des PdR benötigt man schätzungsweise knapp zwei Drittel des Inhaltes. Auf dem Foto des Kartons ist der "Palast" in anderer, vom Maßstab her größerer Bauart zu sehen, als in der Bauanleitung. Um aber das Modell auf dieser Karton-Abbildung nachzubauen, reichen die vorhandenen Bausteine wiederum nicht aus...Bleiben also einige Fragen offen...Und neue tun sich auf. Habe den Bausatz jüngst in der links abgebildeten kleineren (35 x 25 x 4,5 cm) Alternativschachtel mit geringerem Inhalt erstehen können. Während der obige "Souvenir aus Berlin"-Karton (EVP 49,00 M) kostete, war der bunt bedruckte schon für 22,00 M zu haben. Vielleicht war der erste für ein "Mitbringsel" suchende zahlungskräftige Touristen gedacht? Ausgesprochen selten sind sie jedenfalls beide!
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Annaberger Puzzle Nr.6707 - "Palast derRepublik"
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"Das schöne sozialistische Dorf - 10 Modellbogen mit 23 Bauten für unsere Jugend", VEB Postkarten Verlag Berlin, 1962 - "Mit der Bildung der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) in unserem Arbeiter-und-Bauern-Staat sind die Voraussetzungen geschaffen, die Umgestaltung auf den Dörfern zu vollziehen und damit der Landbevölkerung ein schöneres Leben und einen höheren Lebensstandard zu sichern." | | "Wer malt mit? Täglich schöner wird unsere Republik" - "Ein Malheft für Kinder von 6 Jahren an" (wohl 1970)
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Legespiel zur DDR - Geographie von SPIKA |
Vielleicht mehr noch als in Deutschland-West war in der DDR selbstgebautes Spielzeug zu finden.
Ich erinnere mich, dass vieles davon nach der Wende den Weg auf den Sperrmüll fand, weil es offensichtlich für nicht mehr gut genug erachtet wurde. Meterhoch türmten sich in manchen Straßen an den entsprechenden Abfuhrterminen die gesammelten Kellerinhalte. LEIDER!! habe ich damals noch nicht gesammelt, nur hin und wieder sporadisch bei Besuchen das ein oder andere Stück mitgenommen. Dass es mittlerweile auch vielen in der DDR aufgewachsenen Menschen leid tut, überstürzt so viele Kindheitsrelikte entsorgt zu haben, merkt man an den stetig steigenden Preisen bei Internetauktionen für die entsprechende Objekte.
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Typisches DDR-Spielzeug: Selbstgebaute Minol-Parkgarage, für die durchlöcherte Rückwand wurde wohl das Oberteil eines "BOB Steckstein-Baukasten" verwendet. |
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Hier noch mal "in groß": Der in obigem Spiel-Parkhaus zu entdeckende "Minol-Pirol", eine skurrile Mischung aus Vogel und Ölkanne, der zu einer Ikone der DDR-Werbung avancierte. Höhe ca 65mm. |
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weiterer Sperrmüll- (Grobmüll-) Fund: selbstgebaute "Schaukelgans" |
"Sputnik, Sputnik, kreise"
"Ein Liederbuch für die Vorschulerziehung". In der ersten Abteilung des Buches findet man "Lieder vom sozialistischen Aufbau in Stadt und Land, von der Helfern bei der Arbeit, von Kran und Bagger, von Traktor und Kombine, von den Berufen der Eltern, von den Soldaten unserer Volksarmee, von Auto, Feuerwehr, Eisenbahn und Sputnik...".
"1) Kreise, Sputnik, kreise / mach die große Reise /grüß den lieben Mond /der am Himmel wohnt - 2) Sause, Wostok, sause! / Brachtest schnell nach Hause / Gagarin und Titow / Gagarin und Titow - 3) Wenn ich später groß bin / wie Titow und Gagarin / möcht ich hin zum Mond / der am Himmel wohnt (Worte: Fritz Bachmann (1) / Johanna Neumann (2/3 ))"
"1) Mein Bruder ist Soldat im großen Panzerwagen / und stolz darf ich es sagen / Mein Bruder schützt den Staat / Mein Bruder schütz den Staat - 3) Und greift uns jemand an / so hat er nichts zu lachen / die Volkssoldaten wachen / und stehen ihren Mann (Manfred Hinrich)
Interessieren würde mich, ob Lieder dieser Art in dem Buch standen, weil dies die Vorgaben "von oben" forderten oder ob solche Texte in den DDR-Kindergärten wirklich gesungen wurden. Freue mich über Erinnerungen von Menschen, die es erlebt haben! KONTAKT
Herzlichen Dank an Dorit für die folgende Reaktion: "Sie fragen sich also, ob diese Lieder wirklich gesungen wurden. Ja, sie wurden und voller Inbrunst sogar (man kannte ja nichts anderes, war aber völlig in Ordnung, denn als Ausgleich wurde Westfernsehen geschaut).
Mein damaliger Mann und ich haben in der Rüstung gearbeitet, also völlig linientreu (konnte man ja erwarten und ist heute noch schlimmer), aber aus dem Kabelnetz kamen Dalles und Denverclan. Den Kinder haben wir eingeschärft, dass sie im Kindergarten/in der Schule nichts erzählen dürfen (es war für uns existenziell). Aber natürlich haben sie! Wer nicht Westfernsehen sah, war ausgegrenzt."
Vielen Dank auch an Cynthia: "Dazu ist mir sofort Folgendes eingefallen: Ich bin selbst Erzieherin und habe 2010 meine Ausbildung abgeschlossen. Und in meiner Einrichtung standen damals noch einige Exemplare des genannten Buchs. Anfänglich verstand ich nicht, warum die Kolleginnen diese Bücher hegten und pflegten, doch bereits nach kurzer Zeit wurde mit klar: in dem Buch stehen keineswegs nur sozialistische Lieder, sondern auch viele Klassiker. Und immer wieder freuen sich Eltern, wenn ihre Kinder auch mal ein Lied lernen, dass sie aus ihrer eigenen Kindheit noch kennen Deshalb darf ich heute auch eins dieser Bücher mein Eigen nennen und liefere damit den Beweis, dass es sowohl damals als auch heute sehr wohl noch genutzt wird. Auch wenn der Titel und sehr viele Lieder nicht mehr zeitgemäß sind, bin ich froh, dass die Bücher nicht restlos der Müllpresse zum Opfer gefallen sind."
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Ich bin mir nahezu sicher, dass es sich bei diesem Würfelpuzzle mit seinen realitätsbezogen "düsteren" Motiven ebenfalls um ein Erzeugnis aus (den Anfangsjahren) der DDR handelt, da dort die Kinder - wie bereits angeführt - insbesondere durch Spielzeuge schon früh an "den Ernst des Lebens" herangeführt werden sollten. Auch ein Bericht über den Zweiten Weltkrieg mit garadezu verstörenden Illustrationen, wie unten zu sehen, wäre in einem westdeutschen Kinderbuch in solcher Form sicher nicht zu finden gewesen, schon gar nicht unter dem Titel "Ein buntes Jahrbuch"... |
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"Selbst ist das Mädchen"...Das Bemühen um Emanzipation begann in der DDR bereits im Kindesalter (Warum und weshalb und ob dies von Seiten des Staates aus uneigennützigen Gleichstellungsgründen geschah oder mit dem Hintergedanken verbunden war, sich möglichst viele Arbeitskräfte zu erziehen und damit eine möglichst hohe Produktivität zu erzielen, sei an dieser Stelle mal nicht weiter erörtert...). Auf einer entsprechenden Spielzeugschachtel in Deutschland-West jedenfalls wäre ein Mädchen mit Schraubenzieher wohl undenkbar gewesen. Dort hätte sicherlich "der große Bruder" die Puppenstubenelektrik verlegt... |
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Beim Würfel-Brettspiel "Wir bauen ein Haus" aus dem Jahr 1959 stellen Frauen in "typischen Männerberufen" eine Selbstverständlichkeit dar. So trifft man auf dem Spielbrett "im Vorübergehen die Glaserin Erika, die schon Fenster einsetzt" und auf Feld 73 "Hilde, die einen Ofen setzt." | | |
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Aus "Spielzeug richtig ausgewählt" von 1964: "Wir können heute keinesfalls einen Unterschied zwischen speziellem Spielmaterial für Jungen oder für Mädchen machen. In der DDR ist die Frau gleichberechtigt. (...) Sie müssen dem in der Erziehungsarbeit Rechnung tragen, wenn Sie nicht wollen, daß Ihre Kinder später einmal im Beruf oder in der eigenen Familie Schwierigkeiten haben. - Unseren Mädchen bieten sich die gleichen Berufsmöglichkeiten wie den Jungen. So haben die Eltern die Aufgabe, auch in ihren Mädchen das technische Interesse zu wecken und zu fördern." |
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"Was wollt ihr lernen? - Ein belehrendes Rechenspiel", 1954 |
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"Der kleine Chemiker" von Friedrich Bachmann & Co. Jena / Thüringen. Auch hier sind Mädchen gleichberechtigt "den Geheimnissen der Chemie auf der Spur."
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"Ankleidepuppe Annemarie mit Berufskleidern" für "Straßenbahn, Montage, Verkehrspolizei, Briefpost, Gartenbau, Säuglingspflege, Ärztin", mehr DDR Ankleidepuppen HIER |
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Kleidungsstücke für Ausschneidepuppen, die erahnen lassen, warum beispielsweise Jeanshosen aus dem Westen in der DDR so begehrt waren...Besonders interessant ist der Mantel unten rechts: Auf der in der Hand gehaltenen Radio-Programmzeitung sind die Titel staatskonformer Sendebeiträge wie „sowjetische Künstler musizieren“ zu entziffern. Unter dem anderen Arm steckt eine Zeitschrift, von deren Namen nur drei Buchstaben erkennbar sind. Diese lassen jedoch als Schluss zu, dass es sich um den Eulenspiegel handelt, das seinerzeit bekannteste Satiremagazin der DDR... |
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"Kurs Süd-Ost" - nicht nur bei dieser Brettspiel - "Segelregatta" von "Si-Si Spiele"...
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Stewardess der Interflug, Höhe 16cm | | Annaberger Puzzle "IL 14" mit Abbildung einer "Iljuschin 14" der Interflug, Schachtel 19,5 x 14 x 4,5cm |
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