Was sagt die Teddypolizei?
Eines meiner absoluten Lieblings-"Kinderbücher" und darum an dieser Stelle ausführlich vorgestellt:
"Was sagt die Teddypolizei? - Augen auf in der Puppenstadt"
Was auf den ersten Blick wie ein lustiges kindgerechtes Bilderbuch daherkommt, entpuppt sich bei näherem Hinschauen als eine skurrile Verkehrsfibel, die mit drastischen Zeichnungen und unmissverständlichen Texten versucht, die kindlichen Leser durch regelrechte "Angstmacherei" auf die Gefahren des Straßenverkehrs aufmerksam zu machen - aus pädagogischer Sicht natürlich ein absoluter Mumpitz. Die Bilder jedoch sind größtenteils derart dramatisch geraten, dass sie aus heutiger Sicht schon wieder unfreiwillig komisch wirken und mich an die Geschichten eines Wilhelm Busch oder den mitunter recht makabren "Britischen Humor" a la Monty Python erinnern. Auf jeden Fall ist das Ganze mit seinen Reimen in einem für die 50er Jahre typischen Sprachklang herrlich antiquiert und einfach "schaurig-schön"... 32 Seiten, 14 x 14,5 cm, Herausgeber: BP Benzin und Petroleum AG, Bilder: Günther Rohde, Verse: Rauthgundis von Freier
"Ein Arm ist ab, ein Bein ist krumm / Da liegt die Kleine still und stumm."
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Immerzu hört man von Kindern / Die den Stadtverkehr behindern. / Unbesonnen oder dreist / Sind sie auf der Straße meist. / Und die Teddy-Polizei / Ruft man jeden Tag herbei. / Hier ist die Bahn für Kinder frei. / Ein Fahrzeug darf hier nicht vorbei! / Doch bald wird es der Schar zu dumm / Sie tobt auf allen Straßen rum. / Und voller Schrecken man nun sieht / Was in der Puppenstadt geschieht. |
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Hier schickt die Mutter Lieschen aus: / "Es fehlt mir noch die Milch im Haus! / Lauf mal geschwind zum Krämer Schmidt / Und bring mir auch sechs Eier mit! / Doch laß dir auf der Straße Zeit / Der Überweg ist ja nicht weit!" / Auch Waldi darf nun aus dem Haus / Und stürmt voll Freude schon voraus. Wie nützlich sind die Zebrastreifen. / Doch Waldi kann das nicht begreifen. / Er läuft nach Schnauze querfeldein / Und Lieschen. die läuft hintendrein / Statt an der Fahrnbahn still zu stehn / Und erst nach links und rechts zu sehn! / Entsetzt steht nun das Publikum / Um den Unglücksfall herum:
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"Das kommt von Lieschens Ungeduld / Der Fahrer hatte keine Schuld!"
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"Ein Auto Lieschen überrollte / Als sie hinüberlaufen wollte. / So kam der Unfall eins-zwei-drei. / Was sagt die Teddy-Polizei? / "Das kommt von Lieschens Ungeduld / Der Fahrer hatte keine Schuld!" / Nach links und rechts die Augen auf / Erst wenn die Straße frei ist, - lauf!" Brigitte mit den braunen Zöpfchen / Karin mit dem braunen Schöpfchen / Spielen Fangen um die Wette / Und die dritte ist Lisette. / Auch das Zwergenkerlchen Pit / Macht das Kriegenspielen mit. / "Kinder, gebt doch bitte acht!" / Ruft die Mutter mit Bedacht. |
Der Doktor sehr bedenklich spricht: / "Ob das noch heilt, das weiß ich nicht!"
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Keiner hört drauf, wie man sieht / Bis das Schreckliche geschieht: / Brigitte läuft zur Straße rüber / Und schon fährt sie ein Auto über! / Der Mann am Steuer ist entsetzt / Sprachlos stehn die Mädchen jetzt / Und der Teddy fragt Brigitte / Ob sie arge Schmerzen litte. Der Doktor sehr bedenklich spricht: / "Ob das noch heilt, das weiß ich nicht!" / Jedoch versucht er nun, Brigitten / Mit Pflasterband den Kopf zu kitten. / Der Zwergen-Pit sitzt still dabei / Was sagt die Teddy-Polizei? / "Ihr dürft nicht auf der Fahrbahn spielen / Und wer nicht hören kann / muß fühlen!" |
"Mit der Armen ist es aus / Jetzt muß sie ins Krankenhaus."
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Immer schneller, immer toller / Rast der Rudi mit dem Roller. / Denn er hat sich vorgenommen: / Fritz, der soll mir nicht entkommen! / Michel Eichhorn denkt sich eben: / "Na, das muß ein Unglück geben!" / Und der Teddy blickt zurück: "Das ist doch ein starkes Stück!" Rudi fährt Frau Rotkohl um / Kümmert sich noch nicht mal drum! / Mit der Armen ist es aus / Jetzt muß sie ins Krankenhaus. / Schon wieder gibt's ein groß Geschrei. / Was sagt die Teddy-Polizei? / "Der Bürgersteig - das wißt ihr ja / Ist nicht als Roller-Rennbahn da!" |
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"Das Lieferauto von Herrn Kraus / Kommt brummend aus dem Hof heraus. / Die Tordurchfahrt ist ziemlich schmal / Das zeigt im Schild die große Zahl. / Das Zwergentrinchen kommt gerannt / Den Bruder Seppl an der Hand. / Und Susi winkt vom sichren Ort / Zu Heini rüber: "Komm da fort!" / Doch Heini Überschlau ist schlauer! Er drückt sich an die Torwegmauer. Da streift ihn hart der große Laster / Und stöhnend fällt er auf das Pflaster. / Der Rabe Huck fängt an zu krähn: / "Er konnte ja beiseite gehn!" / "Das kommt davon", meint auch der Fips / "Jetzt musst Du wochenlang in Gips!" / Und alles läuft erschreckt herbei. / Was sagt die Teddy-Polizei? / "Ein Torweg - wie ihr alle wißt / Kein Tummelplatz für Kinder ist!" |
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Theo mit der flotten Tolle / Tritt hier eine kesse Rolle. / Freihändig auf seinem Renner / Zieht er Kurven wie ein Könner. / Lottchen zu der Freundin spricht: / "Du, das darf er aber nicht! / Theo wird noch was erleben / Wenn er nicht aufhört, anzugeben!" / Schon ist der Theo hingeschlagen / Grad vor dem neuen blauen Wagen! / Der gute Kaufmann Packenpick / Bremst noch im letzten Augenblick. Doch der Fahrer Gänsewein / Fährt ihm krachend hinten rein. / Dem Theo ist vor Schreck ganz schwach / Das Schlimmste aber folgt erst nach! / Denn beide Wagen sind entzwei. / Was sagt die Teddy-Polizei? / "Der Theo haftet für den Schaden / Sein Vater hat es auszubaden!" / Dreitausend Mark muß er nun sparen / Das kommt von Theos Freihand-Fahren!
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"Ein Arm ist ab, ein Bein ist krumm / Da liegt die Kleine still und stumm."
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"Halt, Gisela, das darfst du nicht! / Du siehst doch da das rote Licht! / Du denkst, ich mach' es wie der Mann / Weil ich ja auch gut laufen kann. / Die andern Leute warten lieber. / Du aber meinst, du kommst noch rüber. / Halt, ruft der Teddy, doch zu spät. / Man sieht, wie es dem Kind ergeht. Der Wagen ist ein Häuflein Trümmer. / Bei Gisela ist es noch schlimmer. / Ein Arm ist ab, ein Bein ist krumm / Da liegt die Kleine still und stumm. / Straßauf, straßab ein groß' Geschrei. / Was sagt die Teddy-Polizei? / "Siehst du bei Großen dumme Sachen / Brauchst Du das nicht gleich nachzumachen. / Bei grünem Lichte darfst du gehn' - / Bei rotem mußt du stille stehn!" |
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Das Äffchen voller Sorge spricht / "Spielt auf der Straße Fußball nicht!" / "Das wollen wir doch erstmal sehn! / Hier geht es gerade wunderschön!" / So gibt der freche Hermann an / Und will mal zeigen, was er kann. / Der Willi reckt sich nach dem Ball / Der Schornsteinfeger kommt zu Fall." Sein neues Rad ist ganz verbeult. / Der Willi steht dabei und heult. / Und zornig schimpft der schwarze Mann: / "Na warte nur, ich zeig' dich an!" / Schon kommt der Streifenwagen her / Und ihm entsteigt der Teddybär. / Er schreibt sogleich ins Protokoll: / "Die Kinder treiben's gar zu toll!" / Und spricht den inhaltsschweren Satz: / "Die Straße ist kein Fußballplatz!"
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"Mit diesem Jungen ist es aus! / Wir brauchen einen neuen Klaus!"
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Rollschuh-Laufen auf den Straßen / Kann die Bande doch nicht lassen! / Keiner denkt an den Verkehr / Alle sausen kreuz und quer. / Aber da, - der kleine Klaus / Rutsch vor einem Auto aus. / Eh man weiß, wie es geschah / Liegt er überfahren da! / Wie tot wird Klaus zum Arzt getragen. / Kopfschüttelnd muß der Doktor sagen:
"Mit diesem Jungen ist es aus! / Wir brauchen einen neuen Klaus!" / Kein Unfall war bisher so schaurig. / Die ganze Puppenstadt ist traurig. / Darüber gibt's ein groß Geschrei. / Was sagt die Teddy-Polizei? / "Die Fahrbahn ist, -das wißt ihr ja / Niemals zum Rollschuh-Laufen da!" |
"So lief er - bums! - in der Verkehr / Das tut er sicher niemals mehr."
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Aus der gelben Straßenbahn / Steigt die kleine Dickmadam. / Ihre Stadtfahrt ist zu Ende. / Hinter ihr schwingt sich behende / Fränzchen Frech vom Trittbrett runter / Überquert die Fahtbahn munter. / Die Häschen Schnuck und Schnuckelicht / Die trauen ihren Augen nicht! Was nun geschieht, ist ja entsetztlich! / Denn Autobremsen kreischen plötzlich. / Und wie gebannt erstarrt ein jeder / Schon überrollen Franz die Räder. / Die Bahn verdeckte ihm die Sicht / Das kümmerte ihn aber nicht. / So lief er - bums! - in der Verkehr / Das tut er sicher niemals mehr!.
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Der Doktor jammert: "O, wie schade! / Denn Fränzchens Bein wird nie mehr gerade!"
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Franz muß den Leichtsinn schwer bezahlen / Die Knochenbrüche machen Qualen. / Der Doktor jammert: "O, wie schade! / Denn Fränzchens Bein wird nie mehr gerade! / Das hat er von der Rennerei!" / Was sagt die Teddy-Polizei? / "Niemals saust man wie ein Tor / Hinter Bahn und Wagen vor! / Nach links und erchts die Augen auf / Erst wenn die Straße frei ist, lauf!" Herr Timpe ging ins Bäckerhaus / Der Kuchen sah so lecker aus. / Er will bei Frieda Pustekuchen / Nur ein Zehnpfennig-Stück versuchen. / Den Wagen ließ er offen stehn / Das haben Hans und Franz gesehen. / "Hinein", denkt Hans, "Ich bin schon groß! / Ich mache mal die Bremse los!" / Schon fängt das Auto an zu rollen / Fips hätte doch nicht schieben sollen! / Die beiden Jungen packt ein Graus / Sie springen aus dem Wagen raus..
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"Der arme Onkel Hugelhopf / Verliert dabei den Kugelkopf. "
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Das Auto kommt mit achtzig Sachen / Man sieht, da ist nichts mehr zu machen. / Wohl rettet Teddy noch geschwind / Das ahnungslose Zwergenkind. / Dann rast der Wagen ins Café. / Der Kellner ruft: "O jemine!" Und schimpft: "Was soll das überhaupt? / Die Einfahrt ist hier nicht erlaubt!" / Der arme Onkel Hugelhopf / Verliert dabei den Kugelkopf. Dem Negerkind erscheinen Sterne / Der Affe hängt an der Laterne. / Und alle rufen ganz entsetzt: / "Ach helft mir doch, ich bin verletzt!" / Schon wieder gibt's ein groß Geschrei. / Was sagt die Teddy-Polizei? / "Am Wagen spielen ist verboten! / Von allen Autos weg die Pfoten!" / Die Eltern tun uns wirklich leid. / Das kostet eine Kleinigkeit!.
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"Hier sehn wir nun die Straßensünder / Kaputt und krank sind alle Kinder."
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Hier sehn wir nun die Straßensünder / Kaputt und krank sind alle Kinder. / Dem Unglück gerade erst entkommen / Hat Teddy sie sich vorgenommen: / "So kann es doch nicht weitergehn! / Habt ihr das endlich eingesehn?" / Da rufen alle Kinder nun: / "Wir wollen es nicht wieder tun!" / Der Teddy spricht: "Das ist vernünftig! / Dann wird auch nichts passieren künftig!" / Der Doktor konnt auf Urlaub fahren / Weil sie nun alle achtsam waren. / Die Polizei der Puppenstadt / Jetzt endlich wieder Ruhe hat." |
Vielen Dank an Wolfgang für folgende Kindheitserinnerung: "Mit wahrem "Erschauern" habe ich nun bis zur Teddypolizei durchgeblättert, was für ein Wiedersehen und Wiedererkennen!
Dieses Büchlein ist mir mit einer Mischung aus "Faszination und Trauma" seit meinem ca. 6. Lebensjahr nie mehr aus dem Sinn gegangen; allerdings hatte ich mir fälschlicherweise irgendetwas mit "Pu" (der Bär, übrigens, wenn ich mich recht erinnere auch eine Figur in unserer "Lesefibel" in der ersten Klasse ca. 1964) gemerkt; und so habe ich stets falsch recherchiert, wenn ich mich 'mal wieder an das Buch erinnert habe; noch heute kommen mir beim Betrachten der Bilder und Texte genau dieselben intensiven Gefühle von damals (vor 51 Jahren!) wieder hoch; den Unfall in der Einfahrt hatte ich damals als besonders brutal empfunden; aus heutiger Sicht die reinste Schockpädagogik, nicht?
Allerdings, und daran erinnere ich mich auch noch sehr gut, passierten in den 60ern ja auch ständig Autounfälle mit Kindern; ich kann mich noch gut an mehrere tödliche erinnern, bei denen wir Freunde oder Klassenkameraden verloren; das Auto und der Strassenverkehr waren immer noch so "neu" und "ungewohnt", dass es zu oft an der rechten Vorsicht und am nötigen Respekt vor der Gefahr mangelte."
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Vor einiger Zeit hatte ich ein Modellauto ins Regal gestellt, ohne zu bemerken, dass dort bereits ein altes Püppchen aus Weichgummi lag. Als ich den Wagen nach einiger Zeit mal wieder in die Hand nahm, klebte das Püppchen regelrecht unter der Bodenplatte fest - mittlerweile platt wie eine Flunder. Das Ergebnis erinnerte mich sofort an die Zeichnungen in der "Teddypolizei"...So kann's gehen, wenn man nicht aufpasst;-) |
ZURÜCK wird fortgesetzt!